Endlich schaff ichs wieder einmal, Euch ein paar neue Infos aus dem fernen Afrika zu liefern. Dass mein letzter Post nun bereits über eine Woche zurückliegt hat zum einen den Grund, dass ich einige Tage keinen Internetzugang hatte und zum anderen entwickeln sich hier doch auch langsam so etwas wie die zarten Anfänge eines Soziallebens- und, sobre todo, bin ich ja schliesslich zum arbeiten hier, ich habe mich deshalb die letzte Woche seriös hinter die Bücher geklemmt und war dementsprechend absorbiert...
Die wichtigsten Ereignisse der letzten Woche:
- Ich habe einen festen Arbeitsplatz inkl. Internetzugang gefunden, und zwar in der Bibliothek von Pamandzi, also einige wenige Schritte von meinem temporären neuen Zuhause entfernt. Das Beste daran ist, dass der Verantwortliche echt hilfsbereit ist, ich muss nichts bezahlen und darf mir sogar solche Dinge wie eine 200-seitige Studie gratis ausdrucken erlauben...
- Die Bibliothek selber ist ziemlich klein und hat nur wenige wissenschaftliche Werke, trotzdem habe ich einige wichtige administrative und statistische Unterlagen gefunden, gut versteckt zwischen good old fellows Marx, Bourdieu und Lévi-Strauss ;-)
- Am Freitag bekochte ich Djamila und Thanaya, die mich ja zu einem köstlichen typischen "Poulet au lait de coco" eingeladen hatten. Ich führte sie in den kulinarischen Höhenflug von Röschti, Spiegelei und Bratwurst ein, allerdings brauchte ich dazu zwei Anläufe: Beim ersten Einkauf hatte ich nicht daran gedacht, dass Muslime ja kein Schweinefleisch essen, also besorgte ich ihnen Merguez und ass selber dann drei aufeinanderfolgende Abende Bratwurscht. Sie waren aber echt begeistert, nicht nur vom lustigen Namen...
- Am Tag davor hatte ich in der Biblio einen "mwuzungu", einen Weissen angesprochen, den ich schon mehrere Male hier gesehen hatte und wir kamen ins Gespräch über den politischen Status Mayottes, über das Leben hier, über die Immigration, über meine geplante Forschung. Als er erfuhr, dass ich ab September noch eine Unterkunft suche, bot er mir ziemlich schnell an, doch bei ihm zu wohnen, da er nun nach La Réunion und dann zurück in die "métropole" ginge. Er zeigte mir die Wohnung, die praktischerweise ganz in der Nähe von hier ist. Er hatte allerdings "des conditions": Nicht kochen (wegen den Gerüchen, tststs), kein warmes Wasser brauchen, die Fenster nicht öffnen (wegen den Moskitos) unf keine Mahorais reinlassen. Dafür müsse ich nur Strom und Wasser bezahlen. Ich war natürlich froh und sagte zu, trotz der komischen Bedingungen. Am nächsten Tag wollte ich noch mal nachhaken wegen dem Preis, und da hiess es dann plötzlich ich müsste 550 Euro plus Strom und Wasser für 6 Wochen bezahlen. Also doch nix, zu diesen Bedingungen und für diese zwei Zimmer, jamais!
- Vorgestern hätte ich ein erstes Interview mit einem Journalisten gehabt, der für eine unabhängige Zeitung namens Kashkazi schreibt und dort schon einige Beiträge zur Immigration verfasst hat. Er sagte aber ab, bzw. verschob es auf Morgen um 08.00, phu, das wird das erste Mal früh aufstehen seit zwei Wochen!
- Kürzlich sah ich auf der Barge zum ersten Mal einen Gendarmerie-Kastenwagen mit rund 20 Immigranten von Anjouan, die ins "Centre de rétention" gebracht wurden. Das Aufgebot liess eher an die Verhaftung von Schwerverbrechern denken, wobei mich die offensichtliche Alltäglichkeit dieser Rückschaffungen fast mehr schockierte. Angesichts der Tatsache, dass alleine im Jahr 2007 17'000 sans-papiers auf die nur 70 km entfernte Insel Anjouan, dem hauptsächlichen Herkunftsort der Immigranten, zurückgeschafft worden waren, wird es allerdings nachvollziehbar, dass solche Szenen langsam zum Alltagsbild gehören.
- Am Wochenende machte ich mich dann auf eigene Faust zur Inselerkundung auf. Ich wollte Petite Terre ablaufen. Der definitive Höhepunkt war die "Tour du cratère" um den Vulkansee Dzaha: WUNDERSCHÖN! Das trübe grün des Sees, ringsum Palmen, dahinter das Meer mit den an das die ganze Insel umgebende Riff schlagenden Schaumkronen... Schade, dass ich solche Momente und Erlebnisse nicht mit Euch teilen kann!
Damit wäre ich schon beim letzten und wichtigsten Punkt angelangt: Der Verlauf meiner explorativen Phase. Erst gestern hatte ich die Môglichkeit, einen sehr aktuellen (April 2008) Bericht über Migration und Gesundheit in Mayotte zu lesen. Und daraus ging klar hervor, dass so gut wie keine der befragten Frauen nach Mayotte mirgierte, um hier zu gebären. Ich werde also meine Forschung thematisch wohl auf die illegale Immigration generell vor dem Hintergrund der politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen von Mayotte und der Komoren verlagern, was zwar nun leider nicht mehr ganz so spezifisch und überschaubar eingegrenzt ist, aber ich denke schon, dass ich in den verbleibenden 11 Wochen genug Daten dazu sammeln kann. Ich werde mich deshalb jetzt noch einmal intensiv der konkreten Fragestellung widmen und dann endlich loslegen!
So, das wär so ein bisschen das Wichtigste, wie gesagt, mir gehts soweit gut, an die grossen Spinnen hab ich mich auch gewöhnt (muss mir gottseidank keine Gedanken um gefährliche Viechereien machen, die Spinnen sind nicht giftig, Schlangen gibt es keine und die Haie kommen nicht in die Lagune, das einzige was nervt sind die Moskitos, gegen welche ich alle 3h neu Antimückenspray auftragen muss, nicht nur, weil die Stiche lästig sind, sondern auch, weil Malaria hier noch ziemlich verbreitet ist...), die Recherchen sind spannend und hey, schon bald komm ich wieder nach Hause!
Alles alles Liebe,
Laura
Ps.: Mi Akku isch gengno nid acho, därum gits gengno kei Biuder... :-(
Pps.: I ha jetz viu di lokali SIM-Charte dinne, luege de, obi mau äs auts Natel finge für dasi beidi glichzitig cha bruche, bis denn luegi abr sicher jede Tag einisch nache, obi Nachrichte usdr Schwiz ha! Und für die wo wei het ja dSara bim letschte Post ä Kommentar gmacht mit dä Instruktione für die biuigschti Möglechkeit zum telefoniere, ds Nummero vo hie isch sicher bis nächste Mittwuch no: 0269 63 39 53. Ds Natel vo hie wär 0639 19 82 79. Beidi müesstetr mit dr Vorwau 00262 bruche (aso när drfür ohni ds 0 vordr Nummere)

1 Kommentar:
Hey Laura
As geit auso vora mit dire arbeit. Isch natürlech schad, dass das jitz mit dr geburtemigration nid klappet, wär spannend gsi, aber migration aus thema an sich isch o faszinierend!
Ha gar nid gwüsst, dass scho vrhürotet bisch... wär isch dr glücklech? ;)
Aus guete u liebi grüess
edu
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